Klosterrüttenen, 17. September 1966
Herdstelle aus Tonplatten mit Sandsteinen eingefasst. Auf derselben Stelle lag ein vom Pflug beschädigtes Skelett. Bei der Bestattung wurde die vordere Tonplatte zum Teil zerstört und ein Teil der Steineinfassung entfernt.
Geschützt durch die römische Garnison in Vindonissa entstanden im 1. Jahrhundert n. Chr. in der Region vermehrt Einzelgehöfte ausserhalb der Städte, also auch ausserhalb von Augusta Raurica. In der Umgebung von Olsberg dürften sich mehrere solcher Villen befunden haben. Ziegelfunde südlich der Sennweid und im Finster Graben scheinen diese Annahme zu bestätigen.
Klosterrüttenen Olsberg AG
Kurt Rudin
Einleitung
Im Jahre 1964 zeigte sich auf einer seit Jahren beobachteten neolithischen Siedlung, durch das tiefere Pflügen, römisches Fundgut. Unter diesen Oberflächenfunden waren auch einige Zähne des Menschen und mehrere kleiner Knochensplitter. Im darauf kommenden Jahre riss der noch tiefer arbeitende Pflug behauene Kalksteine, bemalte Wandverputzstücke und eine Unmenge Ziegelstücke aus dem Boden. Da 1966 ein Feldweg in der Nähe projektiert wurde und das Pflügen mit Traktor immer mehr zu zerstören begann, ersuchte ich um Bewilligung einer Sondiergrabung. Die kantonale Denkmalpflege sowie der Kantonsarchäologe Herr Dr. Wiedemer erteilten die Bewilligung und volle Unterstützung, was an dieser Stelle bestens verdankt sei.
Die Sondiergrabung
Nach der Ausmessung einer Fläche von 40m x 20m, entsprechend der Oberflächenbeobachtung wurden total 17 Sondiergräben angelegt. Als Überraschung kam beim Graben Nr. 6 auf einer Herdstelle liegend (West – Ost) und ein Meter parallel zwei Skelettreste zum Vorschein. Schädel und zum Teil die Oberteile der Skelette waren weggepflügt. Ausser kleinen noch nicht gereinigten Bronzeteilen fehlten Beigaben. Ein drittes Skelett in einer Steinfassung lag im Graben Nr. 15. Auch hier fehlte der Schädel. Grabenränder zeigten Spuren weiterer Bestattungen. In nur 15cm bis 20cm Tiefe ergaben die meisten Sondiergräben Mauerwerk oder Mörtelböden. Das auf diesen Mörtelböden liegende Fundgut das allerdings noch nicht bestimmt ist, scheint aus dem 2. Jahrhundert zu stammen. An zwei Stellen konnte über dem anstehenden Lehm die erste Kulturschicht nachgewiesen werden. Zwei der Tonschalen-Randscherben sind von Tellern Drag. 17 und Drag. 18 (erstes Drittel des 1. Jahrhunderts). Die von Herrn Dr. Wiedemer, gestützt auf einen Oberflächenfund, vermutete frühe Besiedlung dieser Stelle hat sich voll bestätigt. Zum Ausmass der Gebäulichkeit selbst, das einwandfrei nachgewiesen ist, ist noch vieles offen. Es versteht sich von selbst, dass die Bergung der drei Skelette die sonst noch ganz dem Pflug geopfert worden wären einen nicht geringen Zeitaufwand erforderte. Die Sondiergrabung bewies eine grosse Dringlichkeit dieser Stelle volle Aufmerksamkeit zu schenken.
Zusammenfassung
1. Gräberfeld (etwa 5. Bis 8. Jahrhundert). Beigaben sind nicht nachgewiesen, hingegen Stein- fassungen und Lage von West nach Ost.
2. Römisches Gebäude; Vermutlich Villa bis Ende 2. Anfang 3. Jahrhundert. Erste Funde erstes Drittel des 1. Jahrhunderts.
Bemerkungen: Oberflächlich fand sich ein Münze Tetricus I (270 – 273). Da kaum anzunehmen ist, das Gebäude habe zu Tetricus-Zeiten noch bestanden, könnte die Münze mit dem Gräberfeld in Zusammenhang gebracht werden.
Basel, den 19. November 1966 - Kurt Rudin