1805-1810
1805-1835
1828
Verkauf der Nebengebäude obere Scheune, Ritterhaus und Pfarrhaus, nebst diversem Inventar.
Töchterinstitut und Lehrerinnenbildungsstätte.
Die inneren Kirchenwände erhalten einen Weissputz.
1819 Töchterinstitut
Colorierte Litographie nach J. Rudolf Huber von Ermanno Boller, Privatbesitz
Das Zisterzienserinnenkloster in Olsberg war für 20 bis 30 Nonnen konzipiert. Die Kirche, das Haus und seine Gärten waren ein Lebenszentrum, das alle lebensnotwendigen Bedingungen erfüllte. Gebet, Arbeit und Musse hatten je ihren Raum, ebenso die Pflege der Gemeinschaft oder die Rückzugsmöglichkeit in seine Wohnzelle. Alle Räume wurden von allen Bewohnern benutzt und bewohnt. Einzig die Zelle war privater Wohnraum, die nur einer Person zustand.
Der bauliche Unterhalt und die Pflege der Klosteranlage waren der Äbtissin und ihren Klosterfrauen ein grosses Bedürfnis. Unter diesem Aspekt ist zu verstehen, wenn im Kloster und der Kirche immer wieder renoviert und umgebaut wurde. Ein Haus, das schlecht oder gar nicht gepflegt wird, verliert an Wert und ist längerfristig dem Verfall preisgegeben. Der neugeschaffene Kanton Aargau war mit dem „Olsberger Geschenk“ vorerst überfordert. Die finanzielle Lage und die Fülle aller kantonalen Aufgaben verunmöglichten eine sach- und fachgerechte Instandhaltung der Liegenschaften des Klosters Olsberg. So wurde über Jahrzehnte nur das Allernötigste repariert und saniert – ein ewiges Flickwerk!
Die nachklösterliche Nutzung als Töchterinstitut (1805 – 1835) und der Lehrerinnenbildungsstätte von Josephine Stadlin (1839 – 1841) konnte auf dieses klösterliche Konzept zurückgreifen. Die gegebene Raumstruktur genügte somit den Bedürfnissen. Auch bewohnten ausschliesslich weibliche Personen – maximal 20 Schülerinnen – das ehemalige Kloster. Wie früher standen alle Räume allen Bewohnern offen. Für jede Schülerin dieser Institute stand als privater Wohnraum ein eigenes Zimmer zur Verfügung.
Töchterinstitut und Lehrerinnenbildungsstätte
Die ersten «Statuten der weiblichen Erziehungsanstalt zu Olsberg» verfasste Pfarrer Josef Anton Müller von Rheinfelden. Er stand auch dem Institut bis 1825 als Direktor vor. Unter seiner Leitung sorgten drei bis sechs Frauen für die bestmögliche Bildung der weiblichen Jugend. «Aargauische Töchter werden für ihre hausmütterliche Bestimmung oder auch nach Umständen zum Berufe von Lehrerinnen gebildet» lautete das Ziel der Anstalt. Im Maximum wurden 30 Töchter, zwischen 12 und 15 Jahre alt, aus allen Landesteilen und aus dem Ausland aufgenommen. Die Mädchen mussten lesen und schreiben können, gesund sein und über einen guten Leumund verfügen. Die zahlenden Töchter hatten lediglich eine schriftliche Anmeldung an den Schulrat zu richten. Bewerberinnen für die Freiplätze hingegen mussten eine Prüfung ablegen. Die Olsberger Schülerin hatte beim Eintritt eine komplette Bettausstattung, eine umfangreiche Garderobe, Geschirr und vieles andere mehr mitzubringen.
Über Lehrziel, -mittel und -methode sind wenig zuverlässige Angaben vorhanden. Haussprache war Französisch. Daneben blieb die Muttersprache eher vernachlässigt. In den übrigen Fächern verlangte man viel Gedächtnisarbeit oder übte direktes Beobachten in der Natur. Einmal monatlich legte jede Schülerin vor dem Direktor und der Stiftsoberin eine Prüfung ab. Die Hauptprüfung vor versammeltem Schulrat fand am Ende des Schuljahres statt. Anschliessend traf man sich zu einem festlichen Mahl und einer Feier mit Tanz.
Für die Mädchen bedeutete der Aufenthalt in Olsberg eine harte Zeit. Der Tagesablauf begann im Sommer um fünf Uhr, im Winter eine halbe Stunde später. Vor dem Frühstück war Zeit für Schulvorbereitung, Betrachtung oder Gottesdienst angesetzt. Der Schulunterricht dauerte von acht bis zwölf Uhr und nachmittags von halb zwei bis gegen halb acht Uhr. Das Mittagessen bestand aus Fleischsuppe, Rindfleisch, Gemüse und einem Glas Wein. Nach reichlichem Nachtessen folgte eine Aufgabenstunde, ehe man um neun Uhr zu Bett ging. Diese straffe Tagesordnung wurde nur an Donnerstagen und Sonntagen unterbrochen. Ausgedehnte Wanderungen füllten die Donnerstagnachmittage aus. Der Schulrat bewilligte schliesslich einen Wagen mit Bänken für gemeinsame Ausfahrten. Der Sonntag war mit Besuch des Gottesdienstes, Briefeschreiben, Musizieren und Lesen ausgefüllt.
Nach dem politischen Niedergang des Adels im Aargau fuhr die Presse über das Olsberger-Idyll her. Im Grossen Rat kam es zu gehässigen Ausfällen, als über die Frage der Ausbildung der weiblichen Lehrkräfte beraten wurde. Die Idee, in Olsberg ein kantonales Lehrerinnenseminar einzurichten, zerschlug sich. Am 19. März 1835 schlossen sich die Tore des Instituts. Eine umfassende Verteidigungsschrift zur Wiederherstellung der Schule vermochte den Entscheid nicht mehr umzustossen.